Freibauern 16.09.2012

Solche Tage wie heute haben wir den ganzen Sommer über wirklich vermisst: den ganzen Tag gleißender Sonnenschein bei milden Temperaturen – was will das Bikerherz mehr? Na was wohl – eine ordentlich Tour eben. Und dazu trafen sich morgens in Kremmen Andrea und Harry, Ina und Ralf, Jeanette und Jens, Manuela und Peter, Sybille, Berni, Fred-Rainer, Georg, Gerhard, Jörg, Jörg, Ralf, Ralf, Ralf, Reiner, René und ich.

Die Wirtin von dem Antiquitäten-Café zauberte flugs ein Tablett mit Brötchen und zwei Kannen Kaffee und so konnten wir frisch gestärkt die Reise antreten.













Wir fuhren zunächst nach Norden über Sommerfeld, Rüthnick und Herzberg und bogen dort gleich auf die weniger breiten Pfade ab.



Nachdem wir den Vielitzsee umrundet hatten, passierten wir Lindow (Mark) mit seiner schönen Dorfkirche, die übrigens auch in der Regierungszeit des Alten Fritz in den Jahren 1751-55 erbaut wurde und als eine von sehr wenigen die Besonderheit hat, dass der Turm nicht wie üblich auf der westlichen Seite steht, sondern nach Osten zeigt.



Wir drehten in Richtung Keller ab und passierten das Schloß Meseberg, das heute als Gästehaus der Bundesregierung dient.







Hinter Zehdenick legten wir die erste Pause – unsere Einreihpause – ein.















Danach passierten wir Templin und fuhren durch die ersten Ausläufer der Uckermark. Dabei kamen kamen wir durch Klosterwalde, Klaushagen und das Boitzenburger Land.











Bald darauf erreichten wir Prenzlau. Im dortigen Dominikanerkloster wollten wir eine Ausstellung über die Besiedelungspolitik Friedrichs des Großen ansehen.









Die Ausstellung war sehr interessant. Vor allem die alten Landkarten forderten pfadfinderische Talente, um die heutigen Grenzen des Landes wiederzuerkennen. Aber neben der Ausstellung hatten wir auch die Gelegenheit, das eigentliche Museum des Klosters zu besuchen. Und so dauerte unser Aufenthalt dann doch etwas länger als geplant. Für die schon wartenden Mitfahrer sorgte dieser Herr für Unterhaltung.





Oder doch nicht? ;-)



Jedenfalls machten wir uns wieder auf den Weg,



um tiefer in die Uckermark einzudringen. Zunächst ging es ein Stück über die B198, um gleich bei Bietikow auf die allseits "beliebten" Plattenwege abzudrehen. ;-) Nach einem weiteren kurzen Weg passierten wir hinter Seehausen den "Mittelpunkt der Uckermark", den wir diesmal aber links liegen ließen. Heute sollte die Pause auf dem höher gelegenen Plattenweg südlich von Potzlow eingelegt werden. Der Aussichtspunkt ist inzwischen sehr schön hergerichtet und bietet neben den informativen Schautafeln über die Entstehung des Endmoränengebietes einen grandiosen Fernblick über die herrliche Gegend.





















Als wir uns satt gesehen hatten, machten wir uns wieder auf die Pneus,



denn schließlich wollten wir jetzt auch bald richtig "satt" werden.



Allerdings lief das dann nicht nach Wunsch. Aus dem Mittagessen im "Kastanienhof" wurde leider nichts. Nicht nur das verschlossene Tor, sondern auch das Schild davor machte alle Hoffnung zunichte.



Also fuhren wir gleich weiter,



in der Hoffnung, schnell einen Ersatz zu finden. Ein weiterer Versuch scheiterte leider an der Nachmittagspause des Gasthofes (eine Eigenschaft, die in brandenburgischen Dörfern leider oft anzutrefffen ist). Also fuhren wir weiter zum nächsten Ziel dieser Tour. Wir wurden mit weiteren schönen schmalen Pfaden entschädigt, die allerdings manchmal unsanft auf grobem Kopfsteinpflaster enden konnten.



Hier in Friedrichswalde, nördlich von Joachimsthal, ist das Wirken Friedrichs bis heute gegenwärtig. Wie der Ortsname schon verrät, hat dieses Dorf ein ganz besonderes Verhältnis zum Alten Fritz:

Im Laufe seiner Regierungszeit hat König Friedrich II. insgesamt etwa 300.000 neue Siedler angeworben. Neben den großen Aufgaben wie die Trockenlegung des Oderbruches war auch die Uckermark ein Schauplatz der Gewinnung von Ackerflächen durch die Rodung weiter Gebiete.

Im Jahr 1748 erließ Friedrich die Kabinettsorder zur Gründung des Dorfes Friedrichswalde in der Schorfheide, dem er Zeit seines Lebens besonders verbunden blieb. Er schickte seine Werber aus, um Siedler ins Land zu holen. Anfangs wurden 30 Kolonistenfamilien aus der Pfalz und Rheinhessen hier in Friedrichswalde angesiedelt. Über die Zuteilung der Hofstellen entschied das Los, weshalb die Höfe (ebenso wie im Oderbruch) "Loose" genannt wurden.

Ein besonderer Anreiz war, dass die Bauern erbzinspflichtige Freibauern waren und sich so von den Bewohnern der Nachbardörfer unterschieden, die oft in Leibeigenschaft zu ihren Gutsherren standen. Auf diesen Umstand sind die Friedrichswalder bis heute besonders stolz.

Schnell wurde klar, dass es dem Ort neben den Bauern an fähigen Handwerkern fehlte. So wurden in den Jahren 1751-1768 zunächst 22 Büdnerfamilien (Büdner – norddeutsch von Bude – waren Dorfbewohner ohne Ackerland) aus dem Rheinland, aus Frankreich und der Schweiz angesiedelt, die ausgewiesene Meister ihres Handwerkerfaches waren. Vor allem brachten sie die Kunst des Holzschuhmachens hierher, was Friedrichswalde zum größten Holzschuhmacherdorf Deutschlands werden ließ, auch wenn dies nicht im Sinne des Königs war. Der Holzschuh ist bis heute Teil des Gemeindewappens und das Handwerk hielt sich bis in unsere Zeit. Die letzte Schuhfabrik schloss erst im Jahr 1954 ihre Tore, weil die Nachfrage drastisch zurückging. Ein Gedenkstein an der Kirche erinnert an den Gründer und an die Besiedelung des Ortes.





















Heute ist Friedrichswalde auch ein Anlaufpunkt für die Motorradfahrer der Region. An jedem zweiten Sonntag im Mai (Muttertag) findet hier ein Motorradfahrergottesdienst statt, der von Pfarrer Ralf Schwieger – selbst bekennender Biker – abgehalten wird und der alljährlich tausende (!) Teilnehmer anlockt.

Unsere Motorräder warteten schon auf uns,



denn nun hatte wir richtig Hunger. Der Plan war, hinter Joachimsthal in dem Fischrestaurant (besser gesagt Fisch-Imbiss) am Werbellinsee einzukehren. Also legten wir ab



und nach wenigen Kilometern erreichten wir unser Ziel.







Allerdings war die Enttäuschung groß: es gab nichts Warmes mehr zu essen! Bei dem schönen Wetter war der frische Fang bereits ausverkauft und so mussten wir mit einem mittelprächtigen (und kalten) Fisch-Snack den ersten Hunger stillen. Immerhin war der Gedanke tröstlich, dass es zur Kaffeepause auch nicht mehr weit war und so starteten wir in Richtung Norden, um den Werbellinsee zu umrunden und am östlichen Ufer hinter Altenhof im Wald-Café aufzuschlagen.











Wie schon in der letzten Woche wurden hier alle unsere Wünsche erfüllt. Und bei Kaffee und Kuchen galt es auch gleich noch eine "Erhebung" vorzunehmen.



Gerhard war heute an der Reihe, das "Güld'ne Band" zu empfangen.

















Als alle Rechnungen beglichen waren,



ging es dann auf den Heimweg.



Wie gehabt hießen die nächsten Etappen "Waldweg",



"Eichhorst"



und "Achterbahn".





Hinter Groß Schönebeck ging es weiter durch die Böhmerheide









und schließlich auf der B167 über Liebenwalde



nach Nassenheide,





wo wir eine letzte Rast zur Verabschiedung machten.





Nach 228 Kilometern ging wieder eine schöne Herbst-Tour zu ende, die uns hilft, die Tourenbilanz in dieser Saison auszugleichen. Bald haben wir es geschafft und die Regen-Ausfälle des Sommers aufgeholt!

In diesem Sinne bis zum nächsten Mal!

Gruß Ron